Thomas Declaude: Unterschied zwischen den Versionen
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− | '''Thomas Declaude''' | + | '''Thomas Declaude''' wurde 1950 in Paris geboren und ist in Wien aufgewachsen. Seine Laufbahn begann als Sänger und Musiker in den 70ern.1973 nahm er seine erste Platte als Sänger und Interpret auf : den „Baronkarl“, zusammen mit dem legendären Volksschauspieler Kurt Sowinetz (Texte: Peter Henisch). |
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+ | Ich muss ehrlich sagen: ich hab meinem eigenen Tun, was das das politisch und kritisch ausgerichtete Lied in den frühen 70ern anbelangt , selber nicht allzuviel Bedeutung gegeben. Vor allem, weil ich das erwünschte „ Gesellschafts-Veränderungspotenzial“ , was meine Liedermacher- Tätigkeit anbelangt nicht wirklich erkennen konnte. Meist bestand das Publikum aus Leuten, die ohnehin derselben oder ähnlicher Meinung waren. Aus den Fabriken, wo ich in aller Naivität Arbeitern Lieder zur gewünschten politischen Veränderung vorzuspielen gedachte, wurde ich sanft entfernt („Burli, bist lieb, wir laden Dich auf ein Bier ein , aber bitte lass uns in Ruh“).<br /><br />Und als der Austro-Pop mich „integrieren“ wollte war mein „Verweigerungs-Potenzial“ den Marktgesetzen und deren Rahmenbedingungen gegenüber umso mehr gestärkt.<br />Deswegen wars mir damals wichtig gemeinsam mit wundervollen Musikerfreund_innen aus dem Jazzbereich zumindest mit der musikalischen Form und Präsentation zu experimentieren, hier „revolutionär“ zu sein. Unter der Prämisse: Veränderung (ebenso politische) muss Gewohnheiten überwinden, auch Hör- und Anschaungsgewohnheiten. Und wenn ich schon keine Lieder zur „Revolution auf der Straße“ beitragen kann, dann versuch ichs eben mit Bühnen- und Hör- und Darstellungsexperimenten.<br /> | ||
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+ | Meine politischste Arbeit ( ohne jede Ideologie) war meine Theaterarbeit mit Kindern. Am Theater erschaffen wir gemeinsam unter Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Ausdrucksmittel „menschliche Wirklichkeiten“ - wie wir das im Leben auch machen. Und gute Zusammenarbeit ist immer demokratische Grundlage!!! | ||
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− | + | : Meine Damen, meine Herren!<br />Heute imitiere ich mich selber,<br />hat mich jemand schon erkannt?<br />Meine Augen , meine Haare,<br />die Falten und die Stirn,<br />die Stimme, den Gesang.<br /><br />Heut bin ich mir selbst so ähnlich.<br />Und das scheint mir ungewöhnlich,<br />dass ich mir aufs Haar fast gleiche.<br />Denn die äußere Erscheinung<br />Ist zuweilen öfters peinlich.<br />Unversehens kommt es vor,<br />dass ich durch ein Knopfloch schnell<br />auf der Flucht nach innen<br />weiche.<br /> <br />Meine Damen, meine Herren!<br />Heute Nacht vorm großen Spiegel<br />Hab ich selbst mich eingeprobt.<br />Es war keine leichte Rolle,<br />die ich mir da aufgegeben.<br />Die Regie hat mich gelobt.<br /><br />Endlich hab ich mich kopiert,<br />nichts dem Zufall überlassen.<br />Selbst die Büschel welken Haares<br />ideologisch überzeugend nach der Richtung mir frisiert,<br />in die ich mich sonst bewege,<br />wenn ich eifrig danach trachte,<br />dass man wirklich mich auch achte.<br /><br />Meine Damen, meine Herren!<br />Heut hab ich mich so geschminkt,<br />wie das Leben es mir machte!<br />Hab mich wohler nie gefühlt –<br />oben hier im Bühnenlicht.<br />Trag als Maske – mein Gesicht!<br /><br />Ja, ich erkenne mich kaum mehr,<br />sosehr bin ich heut mir ähnlich.<br />Und auch für Sie freut mich das sehr:<br />Innerlich stimmts doch versöhnlich,<br />wenn man sich so sicher ist:<br />Dass man der ist, der man ist –<br />dass man den sieht, den man sieht.<br /><br />Meine Damen, meine Herren!<br />Etwas ist mir furchtbar peinlich.<br />Ja, ich habe es vergessen:<br />Dass man sich vorm großen Spiegel<br />Ja verkehrt nur immer sieht.<br />Alle Müh umsonst gewesen. –<br /><br />Leider steh ich hier verkehrt.<br />Und Sie müssen anders denken,<br />wenn Sie mir Beachtung schenken:<br />Denn Sie sehn mein Spiegelbild,<br />wo ich wirklicher mir schien.<br />Hab ich mich so imitiert,<br />hab ich leider mich geirrt.<br /><br />Meine Damen, meine Herren!<br />Eine Hoffnung ist dahin:<br />Dass Sie den sehn, der ich bin.<br />Wäre ich mein Spiegelbild,<br />dann wär alles halb so wild.<br />Links wär rechts- und umgekehrt!<br /><br />Leider muss ich Abschied nehmen.<br />Zurück in die alte Haut,<br />die mir täglich so vertraut....<br /><br />Eines bleibt mir noch zu sagen:<br />Dass ich Ihnen heute Abend<br />Diesen Spiegel schenken möchte<br />- in dem ich mich sah……trallallallalla…! | |
− | + | ==Diskografie== | |
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− | || | + | * 2017: „Die Poesie der Narren-Freiheit“ (ORF) |
− | || | + | * 2010: „Du“ (ORF) |
− | + | * 1974: LP. „Ganz ohne Schmäh“ (CBS) | |
− | + | * 1973: LP. „Vom Baronkarl“ (Preiser Records) | |
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+ | ==Bücher== | ||
− | + | *2010: „Ich trag als Maske mein Gesicht“ - Gedichtband / Verlag Bibliothek der Provinz | |
+ | *2012: „Theaterreisen- TheaterSpiel als Reise zu sich und anderen“ / Verlag Bibliothek der Provinz | ||
+ | *2017: „Eselsohren einer Geschichte“- peripher biografische Erzählungen / Verlag Bibliothek der Provinz | ||
− | + | ==Weblinks== | |
− | + | * [http://www.thomasdeclaude.at/index.html Homepage Thomas Declaude] | |
+ | * [http://theaterreisen.info/ Theatertraining als Lebenstraining] | ||
+ | * [https://www.youtube.com/watch?v=vqWagwSNYJ0 YouTube: Thomas Declaude - Arm san ma deppert san ma] |
Aktuelle Version vom 18. September 2020, 15:33 Uhr
Thomas Declaude wurde 1950 in Paris geboren und ist in Wien aufgewachsen. Seine Laufbahn begann als Sänger und Musiker in den 70ern.1973 nahm er seine erste Platte als Sänger und Interpret auf : den „Baronkarl“, zusammen mit dem legendären Volksschauspieler Kurt Sowinetz (Texte: Peter Henisch).
KUNST IST DIE KUNST |
DIE WELT ZUR WELT ZU BRINGEN |
IM VIELKLANG |
UND IM EINKLANG |
Inhaltsverzeichnis
Thomas Declaude über sich:
Ich muss ehrlich sagen: ich hab meinem eigenen Tun, was das das politisch und kritisch ausgerichtete Lied in den frühen 70ern anbelangt , selber nicht allzuviel Bedeutung gegeben. Vor allem, weil ich das erwünschte „ Gesellschafts-Veränderungspotenzial“ , was meine Liedermacher- Tätigkeit anbelangt nicht wirklich erkennen konnte. Meist bestand das Publikum aus Leuten, die ohnehin derselben oder ähnlicher Meinung waren. Aus den Fabriken, wo ich in aller Naivität Arbeitern Lieder zur gewünschten politischen Veränderung vorzuspielen gedachte, wurde ich sanft entfernt („Burli, bist lieb, wir laden Dich auf ein Bier ein , aber bitte lass uns in Ruh“).
Und als der Austro-Pop mich „integrieren“ wollte war mein „Verweigerungs-Potenzial“ den Marktgesetzen und deren Rahmenbedingungen gegenüber umso mehr gestärkt.
Deswegen wars mir damals wichtig gemeinsam mit wundervollen Musikerfreund_innen aus dem Jazzbereich zumindest mit der musikalischen Form und Präsentation zu experimentieren, hier „revolutionär“ zu sein. Unter der Prämisse: Veränderung (ebenso politische) muss Gewohnheiten überwinden, auch Hör- und Anschaungsgewohnheiten. Und wenn ich schon keine Lieder zur „Revolution auf der Straße“ beitragen kann, dann versuch ichs eben mit Bühnen- und Hör- und Darstellungsexperimenten.
Meine politischste Arbeit ( ohne jede Ideologie) war meine Theaterarbeit mit Kindern. Am Theater erschaffen wir gemeinsam unter Einbeziehung aller zur Verfügung stehenden Ausdrucksmittel „menschliche Wirklichkeiten“ - wie wir das im Leben auch machen. Und gute Zusammenarbeit ist immer demokratische Grundlage!!!
SPIEGELLUNGENLIED
- Meine Damen, meine Herren!
Heute imitiere ich mich selber,
hat mich jemand schon erkannt?
Meine Augen , meine Haare,
die Falten und die Stirn,
die Stimme, den Gesang.
Heut bin ich mir selbst so ähnlich.
Und das scheint mir ungewöhnlich,
dass ich mir aufs Haar fast gleiche.
Denn die äußere Erscheinung
Ist zuweilen öfters peinlich.
Unversehens kommt es vor,
dass ich durch ein Knopfloch schnell
auf der Flucht nach innen
weiche.
Meine Damen, meine Herren!
Heute Nacht vorm großen Spiegel
Hab ich selbst mich eingeprobt.
Es war keine leichte Rolle,
die ich mir da aufgegeben.
Die Regie hat mich gelobt.
Endlich hab ich mich kopiert,
nichts dem Zufall überlassen.
Selbst die Büschel welken Haares
ideologisch überzeugend nach der Richtung mir frisiert,
in die ich mich sonst bewege,
wenn ich eifrig danach trachte,
dass man wirklich mich auch achte.
Meine Damen, meine Herren!
Heut hab ich mich so geschminkt,
wie das Leben es mir machte!
Hab mich wohler nie gefühlt –
oben hier im Bühnenlicht.
Trag als Maske – mein Gesicht!
Ja, ich erkenne mich kaum mehr,
sosehr bin ich heut mir ähnlich.
Und auch für Sie freut mich das sehr:
Innerlich stimmts doch versöhnlich,
wenn man sich so sicher ist:
Dass man der ist, der man ist –
dass man den sieht, den man sieht.
Meine Damen, meine Herren!
Etwas ist mir furchtbar peinlich.
Ja, ich habe es vergessen:
Dass man sich vorm großen Spiegel
Ja verkehrt nur immer sieht.
Alle Müh umsonst gewesen. –
Leider steh ich hier verkehrt.
Und Sie müssen anders denken,
wenn Sie mir Beachtung schenken:
Denn Sie sehn mein Spiegelbild,
wo ich wirklicher mir schien.
Hab ich mich so imitiert,
hab ich leider mich geirrt.
Meine Damen, meine Herren!
Eine Hoffnung ist dahin:
Dass Sie den sehn, der ich bin.
Wäre ich mein Spiegelbild,
dann wär alles halb so wild.
Links wär rechts- und umgekehrt!
Leider muss ich Abschied nehmen.
Zurück in die alte Haut,
die mir täglich so vertraut....
Eines bleibt mir noch zu sagen:
Dass ich Ihnen heute Abend
Diesen Spiegel schenken möchte
- in dem ich mich sah……trallallallalla…!
Diskografie
Thomas Declaude - Ganz ohne Schmäh CBS 1974]]
- 2017: „Die Poesie der Narren-Freiheit“ (ORF)
- 2010: „Du“ (ORF)
- 1974: LP. „Ganz ohne Schmäh“ (CBS)
- 1973: LP. „Vom Baronkarl“ (Preiser Records)
Bücher
- 2010: „Ich trag als Maske mein Gesicht“ - Gedichtband / Verlag Bibliothek der Provinz
- 2012: „Theaterreisen- TheaterSpiel als Reise zu sich und anderen“ / Verlag Bibliothek der Provinz
- 2017: „Eselsohren einer Geschichte“- peripher biografische Erzählungen / Verlag Bibliothek der Provinz